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Takesi Trail - Auf den Spuren der Inkas

  • steffihochgraef
  • 1. Sept. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Am Wochenende 28./29.8.2021 war es soweit, ich habe die 2-Tagestour auf dem Takesi Trail zusammen mit 4 Mädels gemacht. Brian war indessen an diesem Wochenende mit den Kindern auch in den Yungas, allerdings südlich von uns, in der Jungle Lodge, kurz vor Coroico.


Der Takesi Trail, auch Inka Trek genannt, ist eine ca. 30 km lange, präkolumbianische Handelsroute, die bereits vor der Inkazeit erbaut wurde, wobei bauen hier schon sehr individuell ausgelegt werden kann ;-) Der Weg führt vom Altiplano in die Yungas (Subtropen).


Die Reise habe ich zusammen mit Anja, Jana, Jessica und ihrer Tochter Lotte unternommen. Die Vorbereitungen waren bereits sehr aufregend, bedenkt man, dass man Zelt, Equipment und Verpflegung für die zwei Tage im Rucksack mit sich tragen muss. Am Ende waren es viiiiel zuviele Kilos (um die 14 kg bei jedem, außer Lotte, aber auch die musste mit ihren 12 Jahren 10 kg wuppen).


Los geht es wieder früh am morgen. Um 6 Uhr holen mich Jessica und Lotte mit dem Taxifahrer unseres Vertrauens, Daniel, ab, dann geht es zu Anja und Jana und Richtung Palca. Hier gab es bereits einen Bericht, als wir im Palca-Tal Wandern waren.

Wenn man nach dem Rother Wanderführer geht (der sich leider als zeitlich total falsch beschrieben herausstellte), startet man in Palca, Daniel jedoch fährt uns glücklicher Weise noch 7 km höher hinter das Dorf Choquecota. So starten wir auf einer Höhe von 4.000 m. Der Weg (sandig, steinig) geht dann auf 4.650 m hoch zum Apacheta, dem höchsten Punkt des Takesi Trails.

Diese Strecke ist wirklich sehr anstreng für uns alle, auch wegen des Gepäcks auf unserem Rücken. Als wir endlich das Gipfelkreuz erreichen, sind wir überglücklich.

Dann geht es nach einer sehr kurzen Pause, denn es ist einig kalt dort oben, bergab. Das Wetter wird rapide schlechter, allerdings zogen nur Wolken auf, die sich schwer über die Berggipfel und Laguna legen. Umringt von einer unglaublichen Stille gehen wir vorbei an Lamas und erreichen die Luru Kheri Lagune. Ein bisschen kommt es uns vor wie in Herr der Ringe und die die Sicht versperrenden Wolken machten die Szene perfekt gruselig.

Immer weiter geht der Weg, rauf und runter, mal steinig oder mit vermoostem Gras bewachsen. Nach ca. 6,30 Stunden, um 14.50 Uhr, erreichen wir Takesi, das erste Dorf auf unserer Strecke, welches auf 3.800 m liegt. Dort begegnen uns neben Kühen, Lamas und einem Esel, nur zwei Hunde und eine alte Frau, die uns fragt, ob uns irgendjemand geschickt hätte. Wir erklären ihr, dass unser Ziel Kakapi ist, und laufen weiter durch das winzige verschlafenen Dorf. Hinter Takesi beginnt sich die Vegetation dann zu ändern und die steinige, karge Landschaft macht dem grün der Farne und Sträucher Platz.


Ankunft in Takesi

Hier wissen wir eigentlich schon, dass es ziemlich knapp werden könnte, unser Ziel zu erreichen, denn es zieht sich unglaublich hin, und die ganze Zeit über hatten wir keinen Spazierschritt, sondern liefen schon recht stramm. Wir laufen weiter, den Takesi-Fluss immer neben uns, den wir auch überqueren müssen. Wir hatten Glück, denn der Wasserstand ist momentan aufgrund der Trockenzeit sehr niedrig und so können wir über die Felsen den Fluss gut passieren. Immer wieder macht sich Erschöpfung breit und auch die Müdigkeit schleicht sich immer wieder mal ein. Als es 17.00 Uhr wird, ist klar: "Wir schaffen es nicht bis nach Kakapi". Und so hoffen wir auf ein Plätzchen, an dem wir die zwei Zelte aufschlagen können. Das finden wir dann kurz vor sechs. So schaffen wir es gerade noch im Hellen die Zelte aufzuschlagen. Mein Plan war eigentlich, in Kakapi, in dem Refugio zu schlafen, die "Im Zelt schlaf Aktion" war nur für den Notfall. Etwas niedergeschlagen dachte ich: "Das passt niemals!" doch Anja und Jana bleiben hart, denn die Option, dass ich draußen schlafe, wird gar nicht in Erwägung gezogen.

Nachdem unser Abendessen (Nudeln mit Tomatensauce) fertig ist, ziehen die Wolken über uns weg und wir sitzen unter einem beeindruckenden Sternenhimmel. Keine Lichtquelle störte diesen Anblick und mit dem Flachmann, den Michi Anja zum Glück noch untergejubelt hatte, wärmen wir uns mit Rum ein wenig die Glieder. Dann kuscheln wir uns ins Zelt ein. Das ist sehr lustig, denn wir fühlten uns in unsere Jugendzeit zurück versetzt. Kiechernd schlafen wir dann ein, jedoch schleicht sich die Kälte rapide ins Zelt und wir wachen alle gleichzeitig auf. Leider ist es erst 1.15 Uhr. Aber dann kuscheln wir uns noch einmal richtig ein und schlafen bis 6.30 Uhr.



















Nach unserer "Dusche" (die Feuchttücher von Jana :-)) räumen wir alles zusammen, essen unser Frühstück und genießen den Kaffee, bevor wir die 2h nach Kakapi antreten.

Die Landschaft ist atemberaubend, zwar immernoch totenstill, aber die Vegetation und der Ausblick auf die umliegenden grünen Berge und Wasserfälle ist toll. Als wir Kakapi erreichen, war es, als öffneten wir eine Tür in eine neue Welt. Plötzlich sind überall Vogelgeräusche zu hören und die Gerüche der Blumen, Sträuche rund Pflanzen ist gigantisch. Der Wettergott meint es besonders gut mit uns. Schon den ersten Tag blieben wir verschont von Regen (die Wettervorhersage für das Wochenede war grottenschlecht angesagt) und gerade als wir einen Unterschlupf bei einer netten Frau finden, die sich sehr freut, uns zu bewirten, fängt es richtig an zu Pladdern.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause, wieder Handyempfang, sodass wir unseren Lieben eine kurze Nachricht schicken können, ziehen wir unsere Regenkluft an, verpacken die Rucksäcke wasserdicht und stiefeln weiter. Auch Kakapi ist ein kleines verschlafenes, aber bezauberndes Dörfchen mit mehr Einwohnern, die uns freundlich grüßen.


Auch die nächste Flussüberquerung meistern wir ohne Probleme, sind immer wieder fasziniert von der Landschaft, allerdings ist der Weg auch diesen Tag nicht einfacher. Das bergauf kostet viel Kraft aber das hinunter Laufen ist deutlich schlimmer. Wir sind nun schon unter 3.000m und das merken wir. Die Waden und Oberschenkel schmerzen und auf meinen Schultern drückt der Rucksack immer mehr. Vorsicht war geboten, denn ein Abstieg auf nassen und vermoosten Steinen erfordert viel Konzentration. Die Wanderstöcke, die wir alle dabei hatten, sind Gold wert.

Um 16 Uhr erreichen wir, nach einer specktakulären Brückenüberquerung, endlich das Ende des Takesi Trails und können sogar noch einen grünen Tucan an uns vorbeifliegen sehen. Unserem Taxifahrer sagten wir, wo er uns abholen sollte, jedoch war das zu diesem Zeitpunkt noch nicht der Punkt, den wir dachten erreicht zu haben bzw. wir waren dort, im Bereich des Campamento Minero La Chojlla und müssen leider feststellen, dass dieses Gebiet, eine riesige Minenanlage, sich über fast drei Kilometer erstreckt und unser Fahrer durfte diesen Bereich nicht passieren. Also müssen wir uns noch über eine Stunde weiter quälen und die Stimmung sinkt rapide.

GESCHAFFT!

Doch als wir dann die Wachmänner am Eingang erreichen, die uns Beifall für unsere Leistung spenden, sind wir überglücklich, Daniel zu sehen. Wir haben es geschafft!!! Endlich können wir die Rucksäcke ablegen und nur noch sitzen :-) Alles tut uns weh, aber die Glücksgefühle, diesen Trip geschafft zu haben, überwiegen.

Dann steht uns noch eine dreistündige Rückfahrt bevor, auf der wir unseren restlichen Proviant mit Daniel teilen, bevor wir endlich die ersehnte heiße Dusche zuhause genießen können.

Ein unglaubliches, anstrengendes und beeindruckendes Erlebnis, auf das ich sehr stolz bin und heute, drei Tage nach dem Trip, plagt mich sogar kein Muskelkater in den Waden und Oberschenkeln mehr...zum Glück!


Noch mehr freuen wir uns nun, dass für Jaro am 6.9. endlich die Schule wieder losgeht! Rima muss noch zwei Wochen warten, denn der Beginn findet nur Etappenweise statt.


 
 
 

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